Das werde ich häufig gefragt. Tatsächlich hat die Suche nach unseren Interviewpartner*innen vor allem eins verlangt: viel zu telefonieren! Hunderte Telefonate waren nötig, um 60 Menschen zu finden, die bereit waren, vor der Videokamera von sich zu erzählen.
Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen, Migrantenorganisationen, Flüchtlingsinitiativen, Kinderschutzbünde, Sportvereine, Schulen, Unis, Diplomatische Vertretungen, Menschenrechtsorganisationen, Firmen, Theater, Kulturverbände, Ehrenamtsagenturen, Religionsgemeinschaften, Heimatvereine, Wohlfahrtsverbände, Begegnungsstätten, Jugendorganisationen, Seniorenheime, Interkulturelle Arbeitskreise …, Kolleg*innen, Freundeskreis und Verwandte – niemand war vor einem Anruf sicher. Sogar auf der Straße habe ich Leute angesprochen. In Bottrop hatte ich dann das besondere Glück, recht früh Irmelin Sansen kennenzulernen. Sie ist in der Flüchtlingshilfe super vernetzt und beschrieb mir ad hoc 30 Personen, die sie sich für ein Interview vorstellen konnte – ein Traum!
Der wertvollste Hinweis war sowieso immer, wenn jemand sagte: „Ich kenne da wen und frage mal.“ Mit diesem Vertrauensvorschuss endeten die Erstgespräche mit mir recht häufig mit einer Zusage. Aber es gab eben auch Durststrecken, Wochen, in denen keine positive Rückmeldung kam und dann plötzlich regnete es mal drei Interviewpartner in fünf Tagen.
Ohne die Pandemie wäre die Suche wesentlich leichter gewesen. Ich hätte viele Veranstaltungen besuchen, dort unser Projekt vorstellen und direkt Kontakte knüpfen können. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 blieb es sogar verwehrt, überhaupt Personen von außerhalb in unser kleines Filmstudio einzuladen. Wie gut, dass unser Team bei RE/init e.V. so international aufgestellt ist. So fanden sich einige Kolleg*innen, die bereit waren für einen Auftritt vor der Kamera.
Je mehr sich die Zahl der gefundenen Personen der geforderten 20 in einer Stadt näherte, desto schwieriger wurde die Suche. Schließlich sollte es ja eine bunte Mischung aus Herkünften, Migrationsgründen, Erfahrungen, Alter und Geschlecht werden. Nach eineinhalb Jahren war es dann geschafft: 60 Interviews mit Menschen im Alter zwischen 11 und 90 Jahren aus 45 Ländern waren gefunden!
Ich bedanke mich bei meinen Interviewpartner*innen für ihren Mut und ihr Vertrauen! Es hat mich sehr gefreut und persönlich bereichert sie selbst und ihre Lebensgeschichten kennenzulernen. Nun hoffe ich, dass die Pandemie bald wieder größere Treffen zulässt und Interessierte in unseren Workshops die eine oder andere Person aus den Interviews live kennenlernen können.